Das Rede.Rhetorik Konzept

Mein Konzept

Kommunizieren bedeutet, Zeichen zu senden

Als Sprachwissenschaftlicher sind für mich die Zeichen – konkret Wörter, Sätze, aber auch Bilder und Gesten – der zentrale Moment in der Kommunikation. Das Zeichen sagt etwas über das Thema oder den Inhalt unseres Kommunizierens, aber es sagt auch immer etwas über uns als Zeichensender/in aus und es bewirkt etwas in oder mit den Zeichenempfängern. Diese drei Funktionen des Zeichens können wir in der Kommunikation nicht unterdrücken, weshalb es umso wichtiger ist, sie zu berücksichtigen und eine klare Sprache zu sprechen.

Doch eine Tatsache macht Kommunikation gleichermaßen kompliziert wie interessant: Der Sender kann nicht zuverlässig steuern, wie seine gesendeten Zeichen verstanden werden. Die Konsequenz daraus ist: Es gibt keinen Wissenstransfer in dem Sinne, dass Wissen von einer auf eine andere Person übertragen werden kann. Wissen entsteht in den jeweiligen Köpfen neu, und das geschieht durch Denken.

Wir kommunizieren mit denkenden Menschen

Da wir unser Wissen also nicht einfach in einen Koffer packen können, den jemand anderes bei Bedarf wieder auspackt, sind für mich neben den Zeichen auch die Menschen im Kommunikationsprozess wichtig. Denn es gilt, in den Köpfen dieser Menschen Gedanken anzuregen, die letztlich zur gewünschten Erkenntnis führen. Wissen ist in diesem Verständnis das Ergebnis eines Erkenntnisprozesses. Und am besten lässt sich dieses Wissen weitergeben, wenn andere es selbst erkennen und erfahren.

Wissen über Wissen ist unerlässlich

Um einen Erkenntnisprozess anzuregen, muss der Wissende nicht nur wissen, was er weiß, sondern auch wie er zu diesem Wissen gekommen ist. Er muss den Moment identifizieren, an dem es in seinem Kopf Klick gemacht hat. Dieses implizite Wissen zu erschließen ist möglicherweise – neben der Komplexität von Kommunikation an sich – eine noch viel größere Hürde für eine erfolgreiche Wissenskommunikation.

Wissenskommunikation mit Rede.Rhetorik

Ich habe für mich daraus folgende Schlüsse gezogen, die auch den Kern meiner Beratung und Schulung ausmachen:

Der mündliche Dialog ist die Idealform der Wissenskommunikation. Das heißt, dass monologische Kommunikationsformen umso erkenntnisfördernder sind, je dialogischer sie gestaltet werden. Ein großes Vorbild hierfür sind die Sokratischen Dialoge von Platon.

Wissenskommunikation muss als nützlich erfahren werden. Wissenshungrige haben Wünsche, Fragen und Probleme, für die sie Antwortungen suchen. Doch wir sollten gerade nicht danach streben, Antworten zu liefern, sondern die Wissenshungrigen befähigen, ihre Antworten selbst zu finden. Dann erfahren und erkennen Sie den Nutzen des erworbenen Wissens.

Wer Wissen kommuniziert, braucht eine Vorstellung vom eigenen Wissen. Das Bewusstsein über das eigene Wissen ist unerlässlich für eine wirksame Wissenskommunikation. Während nämlich Wissen in jedem Kopf als Ergebnis eines Erkenntnisprozesses entstehen muss, lassen sich Daten und Informationen leicht weitergeben. Da lauert die Gefahr – gerade im Zusammenhang mit visuellen Medien wie PowerPoint -, vor lauter leicht präsentierbaren Daten und Informationen das wirklich Interessante, das Wissen, aus den Augen zu verlieren.

Fordern Sie Ihre Kommunikationspartner. Trauen Sie Ihren Kommunikationspartnern etwas zu, denn Menschen können von Natur aus zuhören und müssen nicht alles gleichzeitig mitlesen oder bebildert bekommen, was sie gerade hören. Und die Gehirne Ihrer Kommunikationsparter können gar nicht anders, als ständig zu denken und zu lernen. Es liegt also in Ihrer Hand, denn Wissenskommunikation können Sie verstehen als das Steuern der Gedanken durch das Gesagte und Gezeigte. Ich möchte Sie zu ermutigen, die Gedanken Ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine erkenntnisreiche Entdeckungsreise zu schicken.

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Einige empfehlenswerte Quellen meiner Gedanken und Überlegungen:

  • Dräger, Marcel (2017): Karl Bühler und die Kommunikation. Oder: Das Organon-Modell in der Kommunikationsberatung, in: Dräger, Marcel/Kuhnhenn Martha (Hrsg): Sprache in Rede, Gespräch und Kommunikation. Linguistisches Wissen in der Kommunikationsberatung, Peter Lang: Frankfurt et al. Hier können Sie den Text zum Organon-Modell ansehen.
  • Goranzon, Bo/Ennals, Richard/Hammeron, Maria: Dialogue, Skill and Tacit Knowledge, John Wiley & Sons Ltd.: Chichester 2006.
  • Horster, Detlef: Das Sokratische Gespräch in Theorie und Praxis, Leske + Budrich: Opladen 1994.
  • Hüther, Gerald: Etwas mehr Hirn, bitte. Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten, Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 2015.
  • Neuweg, Georg Hans: Könnerschaft und implizites Wissen. Zur lehr-lerntheoretischen Bedeutung der Erkenntnis- und Wissenstheorie Michael Polanyis, 3. Aufl. Waxmann: Münster 2004.
  • Reiter, Markus: Klardeutsch. Neuro-Rhetorik nicht nur für Manager, 2. Aufl. Hanser: München 2010.